Mit der Umstellung von KDE 3 auf KDE 4 wurde das in KDE 3 bewährte Drucksystem nicht portiert. Viele Anwender vermissen auch heute noch Features, die die damalige Anwendung kprinter bot. KPrinter4 versucht diese Lücke zumindest teilweise zu schließen, indem im Rahmen der Entwicklung durch die credativ GmbH Funktionen portiert und nachimplementiert worden sind.
KPrinter4 ist ein Programm mit dessen Hilfe man PostScript-Dokumente über den bekannten KDE-4-Druckdialog ausdrucken kann, indem man die entsprechenden Dateinamen einfach als Parameter übergibt. Ruft man KPrinter4 ohne Parameter auf, so fordert es den Benutzer mittels des KDE-4-Dateidialogs auf, ein passendes Dokument auszuwählen. Der interessante Anwendungsfall wird jedoch der Ersatz für die bekannten Druck-Spooler-Dienste lp/lpr sein: Die Kommandozeilen-Optionen wurden weitestgehend übernommen, so dass auch Nicht-KDE-Anwendungen, welche frei definierbare Druck-Kommandos und PostScript-Ausgaben unterstützen, dem Benutzer den bekannten KDE-4-Druckdialog präsentieren können. Darüber hinaus werden dem Anwender neue Funktionen angeboten. Es ist nun möglich die Seiten der Dokumente zu skalieren, positionieren, und (mit einigen Einschränkungen) als Poster auf mehrere Seiten zu drucken.
Man sollte beachten, dass für den Betrieb von KPrinter4 einige Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Neben einem installierten Ghostscript werden die PostScript-Utilities (psutils) und das kleine Tool Poster benötigt. Allesamt sind in den offiziellen Debian- und Ubuntu-Repositories zu finden.
Die Installation von KPrinter4 gestaltet sich recht einfach. Nachdem die Quellen von GitHub bezogen und entpackt sind, wechselt man in das Verzeichnis und geht wie folgt vor:
mkdir build cd build cmake -DCMAKE_INSTALL_PREFIX=/usr .. make (sudo) make install
Anschließend sollte das Programm verwendet werden können. Eine Übersicht, welche Kommandozeilen-Optionen von KPrinter4 unterstützt werden, erhält man, indem man auf der Konsole
kprinter4 --help
eingibt. In der Regel sollte sich Kprinter4 damit als Ersatz für lp/lpr verwenden lassen können.
Der Aufruf
kprinter4 dokument.ps
führt direkt zum KDE-4-Druckdialog, der um die beiden Tabs Skalierung und Poster erweitert wurde. Die Benutzerschnittstelle des Tabs Skalierung wurde dabei von Gwenview übernommen, die innerhalb von Poster sollte Anwendern, die kprinter aus KDE 3 kennen, bekannt vorkommen, da es sich hierbei um eine Portierung handelt. Da für den Posterdruck das Tool poster verwendet wird, muss der Anwender mit der Einschränkung leben, dass von mehrseitigen PostScript-Dokumenten keine Poster erstellt werden können. KPrinter4 umgeht dieses Problem, indem es von mehrseitigen Dokumenten für den Posterdruck immer nur die erste Seite verwendet. Dem Benutzer wird dies durch einen kleinen Hinweis signalisiert.
KPrinter4 bietet neben der englischen zur Zeit auch deutsche Sprachunterstützung. Es aber damit zu rechnen, dass durch die Veröffentlichung bald mehr Sprachen unterstützt werden.
Für die zukünftige Entwicklung sind mehrere Ansätze denkbar. KPrinter4 könnte sich für mehr Eingabeformate öffnen (bspw. PDF), eine Druck-Vorschau bieten oder weitere Tool-Chains für Druck-Funktionen implementieren.
Wo die Reise hingeht wird die Zukunft hoffentlich zeigen. Jeder ist eingeladen mitzumachen. Das ist eben das Spannende an Open-Source-Projekten.
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über den Autor
Senior Berater
zur Person
Marco Nelles ist seit 2011 für die credativ tätig. Als Senior Berater unterstützt er die Kunden der credativ im Support-Team. Noch während seines Studiums hat er für den KDE-Desktop das Open-Source-Projekt Audex ins Leben gerufen und beschäftigt sich in seiner Freizeit mit seiner Heimautomatisierung, die vollständig auf Node-RED basiert.