16 März 2010

[Howto] RHCS: Installation unter Debian

Kategorien: HowTos
Tags: Debian

Nach der Einführung in RHCS geht es jetzt ins Eingemachte: die Installation von RHCS unter Debian, um einzelne KVM-Gäste als Dienst anzubieten.

Die Hintergründe von RHCS haben wir bereits erklärt. Die konkrete Umsetzung wird am Beispiel zweier Hosts mit einem Shared Storage erklärt, die als Service verschiedene KVM-Gäste anbieten.

Installation der Nodes

In diesem Setup sind die Nodes die Maschinen, auf denen KVM läuft. Jeder darauf laufende KVM-Gast ist wiederum ein über RHCS verwalteter Dienst. Bei der Installation der KVM-Hosts ist auf mehrere Punkte zu achten:

  • /tmp/ und /var/ sollten auf verschiedenen Partitionen liegen, das verbessert die Performance.
  • Es sollten Debian-Backports genutzt werden, insbesondere für die Kernel.
  • Alle IP-Adressen sollten via DNS in beide Richtungen auflösbar oder in /etc/hosts eingetragen sein.
  • Der Hostname darf nicht auf 127.0.0.1 zeigen, das führt zu Problemen mit dem Cluster Management System CMAN.
  • /etc/hosts/ und /etc/resolv.conf sollte auf allen Nodes gleich sein.
  • ssh-Keys sollten auf allen Nodes passwortlos für root bestehen und auf alle anderen Nodes verteilt werden.
  • Aus Performance-Gründen ist es besser, den aktuellesten stabilen Kernel zu installieren. Allerdings lässt linux-image-2.6.32-bpo.2-amd64 die Gast-Kernel >= 2.6.30 crashen, ein Patch ist aber verfügbar, siehe #573071.
  • Die Netzwerk-Geräte sollten für einen guten Überblick klar benannt sein – zum Beispiel rhcs-backbone und external anstatt eth0 und eth1.

Einrichtung des Shared Storage

Ein zentrales Element des RHCS ist das Shared Sotrage, auf das die Nodes gemeinsame zugreifen. In diesem Beispiel nehmen wir einen „normalen“ Rechner, und installieren auf diesem ein iSCSI-Target:

apt-get install iscsitarget iscsitarget-source
echo 'ISCSITARGET_ENABLE=true' > /etc/default/iscsitarget
m-a a-i iscsitarget

Hier ist zu beachten, dass das iscsi-Target korrekt bauen muss, siehe auch #566740. Eingerichtet wird die Maschine, welche das Shared Storage bereit stellt, via /etc/ietd.conf:

IncomingUser discovery_in YourSecurePwd1
OutgoingUser discovery_out YourSecurePwd2
Target YOURMACHINE:clvm1
       IncomingUser node_in YourSecurePwd1
       OutgoingUser node_out YourSecurePwd2
       Lun 0 Path=/dev/sdx1,Type=blockio

Auf den Nodes muss das Target korrekt angesprochen werden. Dies wird in der /etc/iscsi/iscsid.conf definiert:

discovery.sendtargets.auth.authmethod = CHAP
discovery.sendtargets.auth.username = discovery_in
discovery.sendtargets.auth.password = YourSecurePwd1
discovery.sendtargets.auth.username_in = discovery_out
discovery.sendtargets.auth.password_in = YourSecurePwd2
node.startup = automatic
node.session.auth.authmethod = CHAP
node.session.auth.username = node_in
node.session.auth.password = YourSecurePwd1
node.session.auth.username_in = node_out
node.session.auth.password_in = YourSecurePwd2

Gestartet wird der Dienst mit /etc/init.d/open-iscsi start. Vorhandene Targets werden mit den folgenden Befehlen gesucht, gelöscht oder hinzugefügt:

# discovering the targets
iscsiadm -m discovery -t st -p YOURMACHINE -P 1
# deleting target on wrong interface
iscsiadm -m node -p 192.168.0.100:3260,1 -o delete
# opening the portal
iscsiadm -m node --targetname "iqn.2010-03.YOURMACHINE:clvm1" --portal "YOURMACHINE:3260" --

VM setup

Die virtuellen Maschinen werden via KVM bereit gestellt. Dafür muss zuerst die passende Software installiert werden:

apt-get install linux-image-2.6.32-bpo.2-amd64 kvm libvirt-bin virtinst -t lenny-backports

Bei der Einrichtung der Bridge für die Gäste muss darauf geachtet werden, dass der Bridge-Name für alle Nodes gleich sein muss. Auch die libvirt-Konfiguration muss gleich sein, es ist daher hilfreich, auf git und vergleichbare Techniken zurück zu greifen. Danach können die Gäste mit

virt-install -n <NAME> -r 256 --vcpus=1 --disk path=/dev/vg_cluster#/<LV> \
  -c /root/debian-<VERSION>-amd64-netinst.iso --vnc --noautoconsole --os-type linux \
  --os-variant debianLenny --accelerate --network=bridge:bridge0 --hvm -k de

installiert und mit virt-viewer -c qemu+ssh://:/system angesehen werden.

RHCS setup

Der nächste Schritt ist das Aufsetzen von RHCS selbst – dafür müssen in erster Instanz die Programme installiert und aufgerufen werden: apt-get install redhat-cluster-suite. Die dadurch bereit gestellten NFS-Dienste werden aber nicht gebraucht:

invoke-rc.d nfs-kernel-server stop
invoke-rc.d nfs-common stop
invoke-rc.d portmap stop
update-rc.d -f nfs-kernel-server remove
update-rc.d -f nfs-common remove
update-rc.d -f portmap remove

Ein anderes Problem ist, dass das Programm system-config-cluster nicht unter Lenny zur Verfügung steht. Es wurde von credativ-Mitarbeiter Philipp Hübner paketiert und ist in Debian erst ab Squeeze enthalten. Durch einen Backport kann system-config-cluster aber auch auf Lenny genutzt werden:

wget --no-check-certificate https://www.credativ.com/~phu/lenny-backports/system-config-cluster/system-config-cluster_1.0.53-1_all.deb
dpkg -i system-config-cluster_1.0.53-1_all.deb
apt-get -f install
apt-get install xauth

Damit LVM Locking Cluster-weit funktioniert, muss in der /etc/lvm/lvm.conf im Abschnitt global eine Anpassung vorgenommen werden:

 locking_type = 3

Falls wie empfohlen ein neuerer Kernel eingesetzt wird, liegt das Modul lock_dlm nicht mehr vor. Daher muss das Init-Script von CMAN angepasst werden, die Zeile modprobe lock_dlm 2>&1 || return 1 muss auskommentiert werden. Außerdem unterstützt RHCS 2 nur XEN, für libvirt-Unterstützung muss der Ressource Handler vm.sh geladen werden – er liegt für Debian Squeeze bereit:

wget --no-check-certificate https:///www.credativ.com/~phu/vm.sh -O /usr/share/cluster/vm.sh
chmod +x /usr/share/cluster/vm.sh

RHCS selbst wird gestartet mittels

/etc/init.d/cman start
/etc/init.d/clvm start
/etc/init.d/rgmanager start

Fencing

Fencing beschreibt das automatisierte Neutralisieren von Nodes, die nicht mehr reagieren. Wir setzen in unserem Beispiel dafür eine per Netz steuerbare Steckdose ein, NETIO-230A. Es liegt bisher kein fence agent für dieses Gerät vor, aber mit Hilfe der verfügbaren Python-Bibliothek kann ohne Weiteres ein solcher geschrieben werden.

Abschließende Worte

Dieses Howto zeigt, dass das Einrichten von RHCS unter Debian mit einfachen Schritten möglich ist – wenn auch je nach Einsatz weitere Anpassungen vorgenommen werden müssen. Dabei helfen wir übrigens gerne – Open Source Hochverfügbarkeits-Lösungen gehören zu unseren Spezialitäten, und Services und Support bei KVM-Virtualisierung ist unser Alltagsgeschäft.

 

Dieser Artikel wurde ursprünglich geschrieben von Roland Wolters.

Kategorien: HowTos
Tags: Debian

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über den Autor

Sascha Heuer


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